Rückepferde bei der Holzernte - ein Zukunftstrend?

Rückepferde bei der Holzernte

Als Rückepferde werden überwiegend Kaltblutrassen ausgebildet, die stark und kräftig genug sind, diese anstrengende Arbeit zu leisten. Es ist unglaublich, wie graziös und vorsichtig diese mächtigen Tiere über liegende Baumstämme klettern, mit zentimetergenauer Präzision die Stämme rangieren und auf den kleinsten Zuruf oder ein leichtes Zupfen am Zügel reagieren. Unermüdlich ziehen sie das Holz bergab und bergauf und verrichten präzise ihre Arbeit.
Ab 1960 wurden, auch im Zuge der Modernisierung und Technisierung, landwirtschaftliche Maschinen, spezielle Forstschlepper und Rückezüge den Rückepferden vorgezogen. Schneller und effizienter sollte die Holzernte gestaltet werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass schneller nicht immer besser ist.

Viele Waldbesitzer möchten zurück zu den Wurzeln. So wird heutzutage im Sinne einer naturnahen Forstwirtschaft der Einsatz von Rückepferden wieder forciert. Maschine und Pferd teilen sich das Aufgabengebiet. Eine Pferdestärke auf vier Beinen kann auch an steilen Hängen, auf schmalen Pfaden und in unwegsamem Gelände das Rückegut durch das Altholz ziehen. Breite Rückegassen und starke Bodenschäden im Wald werden so weitgehend vermieden. Ziel ist es, den Befahrungsanspruch auf Waldböden beim Vorrücken der gefällten Bäume deutlich zurückzusetzen.

Allgemeine Anforderungen an das Rückepferd

Wie bereits erwähnt sollten Pferde, die zur Holzernte im Wald eingesetzt werden, bestimmte Anforderungen erfüllen:

  • Für die Rückearbeit mit Langholz und schweren Holzsortimenten im Wald werden überwiegend Kaltblutrassen mit einem Körpergewicht ab 700 kg ausgebildet. Diese sind besonders leistungsstark und ausdauernd.
  • Im Gebirge und in der Schwachholzernte sind leichtere, untersetztere Rassen von Vorteil, da sie wendiger und leichtgängiger sind.
  • Einen guten, ruhigen Charakter, Gehorsam und Zugwillig- bzw. Zugfestigkeit sollten alle bei der Holzarbeit eigesetzten Pferde mitbringen.
  • Ein Zugpferd sollte leistungsstark, geschickt, vielseitig, souverän und zuverlässig sein.

Zuggeschirr und Ausrüstung für das Rückepferd

Die Ausrüstung für das Rückepferd ist nicht mit der Ausrüstung für ein Kutschpferd gleichzusetzen. Die Zugwiderstände beim Rücken von Holz sind stark wechselnd und oft auch ruckartig. Daher wird überwiegend mit Kumt aufgeschirrt. Anstatt Lederriemen werden zumindest für den hinteren Teil des Zuggeschirrs Ketten und Seile verwendet. Diese sind strapazierfähiger und einfacher zu reinigen. Das Ortscheit, auch Klippschwengel genannt, sollte über einen Wirbel verfügen. Das Ortscheit verhindert durch seine Beweglichkeit, dass die Pferde sich an den Schultern am Geschirr aufscheuern. Auf Scheuklappen wird bei der Waldarbeit verzichtet. Das Pferd muss sich auf Untergrund und Umgebung voll konzentrieren und jeder Schritt und Zug muss zentimetergenau passen.
Die Art und Weise wie das Rückepferd geführt wird, ist von Mensch zu Mensch und teilweise auch von Region zu Region unterschiedlich. So können geschlossene Fahrleinen wie bei der Kutsche, ein kurzer, in einen Trensenring eingehängten Strick zum Führen neben dem Pferd oder die Stoßleine verwendet werden. Nachteile der Fahrleinen sind, dass der Pferdeführer darüber stolpern kann oder sie an Ästen und Gestrüpp hängenbleiben.

Die Stoßleine besteht aus einem kurzen Riemen, ähnlich einem Reitzügel, der von Trensenring zu Trensenring läuft, oder einem Seil. Auf diesem Riemen ist mittels eines freibeweglich auf ihm laufenden Ringes befestigtes einzelnes Seil, welches weit hinter das Pferd reicht. Beim Einsetzen einer Stoßleine, auch Zopp- oder Zupfleine genannt, hört das Zugpferd nicht nur auf Stimmkomandos, sondern auf antrainierte Kommandos über die Stoßleine, um links und rechts zu gehen. Das Annehmen der Leine bedeutet links, das Zupfen an der Leine bedeutet rechts laufen. Fachliteratur zu dem Thema "Traditionelles Arbeiten mit Pferden" finden Sie in unserem Onlineshop.

Nicht nur das Pferd, sondern auch der Mensch sollte passend und sicher ausgestattet die Arbeit bei der Holzernte verrichten. Motorsägen und Zubehör sowie Schäkel, Sappies und Rückeketten gehören zur Ausstattung. Aber auch der Arbeitsschutz sollte hierbei groß geschrieben werden. Sicherheitsstiefel und robuste Arbeitsbekleidung, eventuell auch Schnittschutzbekleidung für das Weiterverarbeiten des Holzes, sind daher ratsam. Persönliche Schutzausrüstung kaufen Sie in unserem Onlineshop und im Fachhandel.

Teamarbeit Rückezug und Rückepferd

Diese Vorteile haben Sie, wenn Sie Ihre Holzernte mit Hilfe eines Rückepferdes verrichten:

    1. naturnahe Bewirtschaftung

    2. schont den Boden und die Naturverjüngung

    3. der verbleibende Bestand wird geschont und nicht verletzt

    4. Holzrücken auch im schwierigen und steilem Gelände mit Pferden möglich

    5. auch bei schlechten Witterungsbedingungen geringe Bodenverletzungen

    6. die Nutzung fossiler Brennstoffe im Wald wird reduziert

Fazit:
Die Vorteile beim Einsatz von Pferden sind nicht zu unterschätzen. Wie so oft im Leben ist auch bei der Holzbewirtschaftung ein Zusammenspiel von Tradition und Moderne am effizientesten.