Vom Welpen bis zum brauchbaren Jagdhund 2. Teil

Der Abholtag

Wie ging es euch, kurz bevor ihr euern Welpen oder Hund holen durftet? Ich war total aufgeregt und voller Vorfreude auf meinen kleinen neuen Jagdfreund!!! Als wir am lang herbeigesehnten Abholtag beim Züchter ankamen, war ich nicht mehr zu halten. Ich habe Heidi sofort auf den Arm genommen und dann nicht mehr losgelassen. 6 Wochen zuvor hatte ich Heidi, nach reiflicher Überlegung, welche Rasse es nun werden sollte, aus dem Wurf ausgesucht. Am Abholtag waren alle Formalien beim Züchter recht zügig erledigt, sodass es schnell wieder nach Hause gehen konnte. Eine Freundin war mit mir mitgefahren, so konnte ich mich während der Fahrt ganz um Heidi kümmern. Im Auto ist Heidi dann schnell auf meinem Schoß eingeschlafen und hat bis nach Hause durchgeschlafen. Natürlich wäre es sicherer, einen Welpen im Auto in einer Hundebox oder einem Kennel zu transportieren. Aber für die erste Fahrt sollte Heidi nicht allein sein und vielleicht Angst bekommen und so eventuell das Autofahren mit „schlechten“ Gefühlen verknüpfen.

Zu Hause angekommen wurden wir schon freudig von der Familie erwartet. Wir hatten vorab besprochen, dass wir direkt in den Garten gehen, damit alle genügend Platz haben, um Heidi zu begrüßen. Als erstes durften unsere beiden Kinder die kleine Maus begrüßen. Mein Mann, der Heidi bis dato nur von meinen Erzählungen und Bildern kannte, war gleich begeistert von ihr. Wir hatten es vorher zeitlich leider nicht geschafft, die Welpen mit der ganzen Familie zu besuchen. Zu guter Letzt durfte Heidi noch unsere ältere Hündin „Merle“ (5 Jahre) kennenlernen. Unser Grundstück ist eingezäunt, sodass sich beide Hunde ohne Leine in Ruhe beschnuppern konnten.
Tipp: Wenn es möglich ist, würde ich immer versuchen, das Kennenlernen zweier oder mehrerer Hunde nicht angeleint, sondern mit viel Platz drum herum zu organisieren, damit die Hunde dies in Ruhe unter sich klären können. 

Angeleint und beengt können schnell unangenehme Situationen entstehen, die sich vermeiden lassen, wenn die Hunde ausreichend Platz haben. Das Kennenlernen von Heidi und Merle hat so wunderbar geklappt. Für den Rest des Tages sollte Heidi ihr neues Zuhause in aller Ruhe erkunden und sich langsam an alle und alles gewöhnen. Für den kleinen Racker war das an diesem Tag so viel Neues und Aufregendes, dass sie abends hundemüde auf ihrem Hundeplatz eingeschlafen ist. Nachdem ich ein paar Nächte bei Heidi auf der Matratze geschlafen hatte, um unsere Bindung zu stärken, sollte Heidi nun nachts in ihrer Hundebox nächtigen. Mit der Hundebox hat sie einen Rückzugsort nur für sich und kann mal ganz zur Ruhe kommen. Die Box wird, wenn Heidi stubenrein ist, durch einen Hundekorb ersetzt bzw. ergänzt werden.
Tipp: Ich warte aber solange, bis sie gelernt hat sich zu melden, wenn sie nässen oder sich lösen muss, damit uns nachts kein „Unfall“ passiert.

Der Alltag kehrt ein

Ja, was soll ich sagen, da war es wieder das mehrmals nächtliche Aufstehen. Jetzt allerdings, um den Hund rauszulassen. Gut, dass wir den „Luxus“ Durchschlafen aufgrund der Kinder noch nicht wirklich wieder gewohnt waren – grins –. Neben den täglichen Schmuseeinheiten ging es für Heidi nach ein paar Tagen Eingewöhnung auch gleich los mit ersten Gehorsamsübungen und Binärsprache „ja“ und „nein“.
Tipp: In den ersten Wochen haben das Muttertier und die Geschwister die Binärsprache übernommen. Auch, wenn der Welpe noch so klein und niedlich ist, muss er in der neuen Umgebung und Familie Grenzen aufgezeigt bekommen. Stimme und Tonfall sind dabei sehr wichtig, um dem Welpen ruhig und konsequent zu zeigen, was erlaubt ist und was nicht. Bei einem „Ja“ fröhlich und gut gelaunt und bei einem „Nein“ missmutig und miesepetrig sein.

Grundgehorsam

Die ersten Tage wollten wir Merle und Heidi nicht unbeaufsichtigt zusammen lassen. Nicht, dass Merle Heidi gegenüber zu forsch wird. Auch bei den Kindern waren wir sehr vorsichtig, damit Heidi keine schlechten Erfahrungen mit Kindern macht. Unsere beiden Mädels kennen zwar von Geburt an Hunde und wissen, dass Hunde keine Spielzeuge sind. Aber ein Welpe war etwas Neues für die Kinder, und beide Seiten sollten den Umgang miteinander langsam erlernen.

Grundgehorsam - Es ist nie zu früh, damit anzufangen!

  • Sitz
  • Komm
  • gezielte Pausen
  • an die Halsung und Leine gewöhnen
  • Hundeplatz oder -box
  • Stubenreinheit
  • Binärsprache

Über das „Wie“ der Hundeausbildung gibt es viele verschiedene Ansätze und Meinungen. Jeder sollte sich am besten vor dem Welpenkauf ausreichend informieren und dann überlegen, wie er die Ausbildung des Hundes gestalten möchte und welche Methode er dabei anwendet. Hilfreich hierbei sind auch Fachliteratur und ein Gespräch mit dem Züchter. Jeder hat im persönlichen Umfeld bestimmt auch erfahrene Hundeführer, bei denen sicherlich Tipps und Tricks zu erfahren sind. Aber wenn man sich einmal für eine Methode entschieden hat, sollte diese beibehalten werden. Die Hundeausbildung nimmt viel Zeit und Geduld in Anspruch! Der eine Welpe lernt schneller und hat mehr „will to please“ Willen als der andere.

Festigung des Erlernten

Am Anfang hatte ich mir vorgenommen, 20 Minuten am Tag mit Heidi zu üben. Leider, muss ich sagen, klappt es mit zwei Kindern, Job und Haushalt nicht immer, das Vorgenommene einzuhalten. Aber wir sind auf einem guten Weg. Mittwochs gehen wir zusätzlich zur Welpenstunde. Dort lernt Heidi andere Welpen kennen, dies fördert perfekt das Sozialverhalten. Aber vor allem ist diese Zeit für Heidi und mich wichtig. Während dieser Zeit kann ich mich zu 100 % um Heidi kümmern und sie hat meine volle Aufmerksamkeit zum konzentrierten Arbeiten.

Den ersten Teil der Blogreihe - Vom Welpen zum brauchbaren Jagdhund - könnt ihr gern nachlesen. Beim nächsten Blog geht es dann ans Eingemachte.

Viel Spaß beim Lesen & Waidmannsheil

Carolin Tappel