Kletterseile für die Baumpflege - Worauf achten?

Arten von Kletterseilen für die Baumpflege

Eine grundsätzliche Unterscheidung für alle Kletterseile besteht darin, ob diese dynamisch oder statisch sind. Dynamische Kletterseile sind darauf ausgelegt, einen möglichen Absturz des Nutzers durch ihre Eigendehnung von ca. 30 % abzufangen. Seile, die so gefertigt sind, sind typisch für die Sport- und Felskletterei und erfüllen meist die EN 892. Ganz anders funktionieren statische Kletterseile, meist geprüft nach DIN EN 1891 A. Diese geben bei Belastung nur wenig nach, sie verfügen über eine Dehnung von maximal 5 % oder weniger.

In der Baumkletterei findet typischerweise letzterer Seiltyp Anwendung. Die große Dehnung dynamischer Seile würde zusätzliches Unfallpotential mit sich bringen, weil im Falle eines Absturzes eher Äste oder der Boden den Fall bremsen als das Seil selbst. Aus diesem Grund ist eben nicht jedes Kletterseil für jede Anwendung geeignet. Im Gegensatz zum Fels- bzw. Sportklettern muss das Seil bei der forstlichen Seilklettertechnik zwingend straff gespannt sein. Ein Fall ins Seil ist unter allen Umständen zu vermeiden.

Als Sicherung gegen Absturz sind ausschließlich Kunstfaserseile zulässig, keine Naturfasern. Am ehesten kommen Kernmantelseile zum Einsatz. Die Bezeichnung ist selbsterklärend. Während ältere Seile das Problem der Mantelverschiebung hatten, ist dies bei heutigen Baumkletterseilen sehr selten.

Die richtige Ausrüstung zum Baumklettern

Die Frage, welche Ausrüstung für die Seilklettertechnik die richtige ist, ist nicht pauschal zu beantworten. Jeder Baumkletterer entwickelt mit der Zeit eigene Vorlieben. Es gibt auch unterschiedliche Klettertechniken, die jeweils unterschiedliche Ausrüstungsgegenstände erfordern. Aus diesem Grund sind Kletterkurse unbedingt empfehlenswert. Neben dem theoretischen und praktischen Unterricht in Arbeitsverfahren oder Abseiltechniken. können Teilnehmer solcher Kurse auch unterschiedliche Kletterausrüstung ausprobieren. Hierbei zeigt sich in der Regel schnell, welche Technik und Baumkletterausrüstung nötig sind.

Baumpflege mit Seil: Lastseil oder Kletterseil?

Ein Baumkletterseil ist üblicherweise Teil der Absturzsicherung. Das Seil selbst ist ohne ein Zusammenwirken mit Klettergurt, Karabinerhaken oder Rollen jedoch nutzlos. Aus diesem Grund verfügen Kletterseile über unterschiedliche Seilenden. Diese sind:

  • Spleiß
  • Vernähung
  • Knoten
  • Weblink (z. B. von Edelrid)
  • Slaice (= ein kürzerer Spleiß als üblich, immer vernäht, mit Schutzkappe)

Aufgrund der notwendigen Endverbindung und der geforderten leichten Knot- und Spleißbarkeit sind Kletterseile meist etwas gröber geflochten. Dies ist im direkten Vergleich mit reinen Lastseilen auch optisch erkennbar. Lastseile finden im Bereich Rigging Anwendung, wo mit ihnen abgeschnittene Teile des Baumes zu Boden gelassen werden. Lastseile werden daher auch Arbeitsseile genannt, sie sind nicht Teil der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz.

Das ideale Kletterseil für Baumarbeiten

Die Farbe des Seils ist in erster Linie vom persönlichen Geschmack des Kletterers abhängig. Allerdings sollten Sie bedenken, dass es auf gute Erkennbarkeit im Baum ankommt, auch für das Bodenpersonal. Leuchtende Farben punkten hier am ehesten. Fast schon Gesetz ist unter Baumkletterern, dass die Kurzsicherung eine andere Farbe hat als das eigentliche Kletterseil, um Verwechselungen auszuschließen.

Der Seildurchmesser richtet sich immer nach dem verwendeten Klettergerät. Üblich sind Durchmesser zwischen 11 und 13 mm zum Baumklettern. Dickere Seile sind meist etwas besser zu greifen und können dem Einsteiger optisch ein sichereres Gefühl vermitteln. Dünnere Seile sind hingegen leichter im Baum zu bewegen, gerade wenn große Seillängen bewegt werden sollen. Auch die Spleiße können etwas kleiner ausfallen, was wiederum die Handhabung erleichtert. Maßgeblich ist aber in jedem Fall das verwendete Klemmgerät. Achten Sie darauf, dass die Bruchlast auch mit Knoten und Spleißen ausreichende Reserven hat.

Prüfungen, Normen und Auflagen für forstliche Seilklettertechnik

Für alle, die gewerblich im Bereich der Baumpflege tätig sein möchten, sind die in Kursform absolvierbaren Module SKT A und SKT B maßgeblich. Kletterschulen wie beispielsweise die Seilkletterschule Oerrel oder die Nürnberger Schule bieten solche SKT-Kurse an. SKT A ist hierbei der Grundkurs zum Klettern in großkronigen Laubbäumen. Er beinhaltet Klettertechniken und Prüfungen in Theorie und Praxis sowie Schnitttechniken mit der Handsäge. Soll im Baum die Motorsäge zum Einsatz kommen, ist zwingend das Modul SKT B notwendig.

Baumklettern ist immer Teamarbeit. Ein Helfer, der ebenfalls ausgebildeter Kletterer sein muss, muss im Notfall die Rettung übernehmen können. Aus diesem Grund ist die Rettung ein Prüfungsbestandteil des Moduls SKT A.

Kletterseile waschen

Im Laufe der Nutzungszeit wird auch das beste Baumkletterseil früher oder später verschmutzen. Solange der Schmutz nicht bis ins Innere des Seils vorgedrungen ist, ist eine Reinigung von Hand mit einer weichen Bürste oder mit etwas Vorbereitung auch in der Waschmaschine möglich. In beiden Fällen sollte die Wassertemperatur 30 °C nicht überschreiten und das Seil vor allem nicht öfter als unbedingt nötig gewaschen werden. Für das Waschen in der Maschine gilt:

  • Wäschenetz verwenden
  • das Seil in Schlaufen legen
  • Waschtemperatur maximal 30 °C
  • nicht schleudern
  • keinen Weichspüler benutzen
  • mit klarem Wasser nachspülen

Spezielle Waschmittel für Seile gibt es beispielsweise von Skylotec. Nach dem Spülen mit klarem Wasser sollten Baumkletterseile gründlich trocknen, bevor sie wieder benutzt werden. Direktes Sonnenlicht sind allerdings ebenso wie eine Behandlung an der Heizung, mit Fön oder Trockner ungeeignet, wenn das Seil möglichst lange halten soll. Legen Sie Ihr Seil stattdessen ohne Spannung an einem kühlen und dunklen Ort aus.

Begriffe rund um das Kletterseil kurz erklärt

Knotbarkeit:

Gibt an, wie gut sich ein Seil knoten lässt. Für den Test werden zwei Überhandknoten in ein 3 Meter langes Seil gemacht. Das Seil wird hängend mit 10 kg für 60 Sekunden belastet. Mit einem entsprechenden Dorn wird dann die Augengröße des Knotens gemessen. Je kleiner die Angabe, desto besser lässt sich ein Seil knoten.

Anzahl Flechtungen

Gibt an, aus wie vielen Litzen der Außenmantel besteht. In der Baumpflege sind 16-, 24- und 32-strängige Seile gängig. Je mehr Stränge desto glatter die Oberfläche. Diese Seile laufen in der Regel sauberer durch mechanische Klemmgeräte, sind aber oftmals auch schwerer zu knoten und schlechter zu greifen. 16-litzige Seile sind dagegen gröber und griffiger.

Dehnbarkeit

Gibt an, wie stark sich ein Seil bei einer Belastung von 150 kg maximal dehnt. Bei halbstatischen Seilen nach EN 1891 darf die Dehnung nicht größer als 5 % sein. Für das Baumklettern wird in der Regel eine möglichst geringe Dehnung gewünscht. Dies hat Vorteile beim Aufstieg und bei der Arbeitsplatzpositionierung.

Mantelanteil

Gibt prozentual an, wie viel Volumen des Seile Mantelgarne sind.

Schrumpf

Gibt an, wie stark sich ein Seil bei Kontakt mit Wasser zusammenzieht (schrumpft). Für Seile wird versucht, einen möglichst geringen Schrumpf zu erreichen, da dieser auch einen Einfluss auf den Durchmesser und somit auch auf die Eigenschaften des Seils haben kann.