Erste Hilfe Outdoor: Das richtige Verhalten beim Notfall 


Ruhe bewahren

Treffen Sie als Ersthelfer am Unfallort ein, gilt als oberstes Gebot: ruhig bleiben. So überschauen Sie die Situation gefasster und können effektiver Erste Hilfe leisten. Ein Helfer, der Ruhe ausstrahlt, vermittelt dem Verletzten außerdem ein sicheres Gefühl. 

Gefahr einschätzen

Verschaffen Sie sich schnell einen Überblick: Handelt es sich um gefährliches Gelände? Droht beispielsweise weiterer Steinschlag? Bei Notsituationen, in denen Ihr Eigenschutz gefährdet wird, steht das eigene Leben an erster Stelle. Wählen Sie die Notrufnummer und setzen Sie sich keiner Gefahr aus.

Unfallstelle absichern

Falls sich der Verletzte in einem gefährlichen Bereich befindet (z.B. auf einem befahrenen Weg oder einer Mountainbike-Route in einer unübersichtlichen Kurve) müssen Sie die Unfallstelle absichern (etwa durch gekreuzte Wanderstöcke vor der Kurve).

Was ist dem Betroffenen zugestoßen?

Ist der Verletzte ohne Bewusstsein, hat er starke Blutungen oder klagt über Schmerzen in der Brust, dürfen Sie keine Zeit verlieren. In diesen lebensbedrohlichen Notsituationen zählt jede Sekunde.

Notruf absetzen

Bei vielen Unfällen wurde das Handy schon zum Lebensretter. Tragen Sie es deshalb immer bei sich. Sind Ihnen die landesüblichen Notrufnummern der Bergrettung oder des Roten Kreuzes bekannt, wählen Sie diese Nummer. Unter der Notrufnummer 112 erhalten Sie europaweit Hilfe. Achtung: Wandern Sie außerhalb Europas, sollten Sie die Telefonnummer des Notrufes unbedingt abspeichern.

Beantworten Sie beim Notruf die fünf W-Fragen:

  • Wer ruft an?
  • Wo ist es passiert?
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Verletzte gibt es?
  • Warten auf Rückfragen



Tipp
: Mit der App "Hilfe im Wald" ist schnelle Rettung möglich. Mittels GPS-Ortung sehen Sie Ihre eigene Position und zusätzlich nahegelegene Rettungspunkte, die auch den Rettungskräften bekannt sind.

Erste Hilfe leisten

Vom Absetzen des Notrufs bis zum Eintreffen der Rettungskräfte ist es Ihre Pflicht, sich um den Verletzten zu kümmern. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen? Das Risiko, dem Opfer Schaden zuzufügen ist sehr gering und wird strafrechtlich auch nicht verfolgt. Unterlassene Hilfeleistung ist hingegen strafbar.

Hilfskräfte lotsen

Befinden Sie sich mit dem schwer verletzten Opfer im Gelände, wird in der Regel ein Notarzthubschrauber geschickt. Damit dieser die Unglücksstelle rasch findet, platzieren Sie sich an einer gut ersichtlichen Stelle und strecken Sie die Arme nach oben.

Tipp: Wandern Sie in der Gruppe, können Sie die Aufgaben gut verteilen und so die Rettungskette beschleunigen.

Mit Kursen Unsicherheit und Nervosität verringern

Das Schlimmste, was Sie in einer Notfallsituation machen können? Wegschauen! Sei es gutes Zureden oder der lebenswichtige Notruf - es gibt kein falsches Helfen. Damit Sie im Ernstfall selbstsicher und überlegt handeln, empfiehlt sich ein Erste-Hilfe-Outdoor-Lehrgang, der speziell auf die Bedürfnisse von Naturbegeisterten und Erlebnispädagogen zugeschnitten ist.

Neben den häufigsten Notfallarten werden auch weitere Themen behandelt wie:

  • Psychische Erste Hilfe
  • Transport in unwegsamem Gelände
  • Anaphylaktischer Schock (lebensbedrohliche, allergische Reaktion, z. B. nach einem Wespenstich bei Wespen-Allergikern)
  • Unterkühlung/Hitzeschäden
  • Vergiftungen (durch Kräuter o.ä.)

Möchten Sie eine Survival-Tour starten, ein Wilderlebnis buchen, sind Sie beruflich oder hobbymäßig gerne im Gelände unterwegs? Dann gibt Ihnen ein Erste-Hilfe-Outdoor-Kurs Sicherheit für den Ernstfall. Für Unternehmen und ehrenamtliche Einzelpersonen, die Outdoor-Erlebnisse anbieten - wie Erlebnispädagogen, Berg- oder Wildnisführer - sollten diese Kurse zum Pflichtprogramm gehören. Die Kurse und Gruppenseminare werden unter anderem vom DRK, den Johannitern, Earthtrail, vom Deutschen Alpenverein oder Outdoorschulen angeboten. Abgeschlossen wird der meist mehrtägige Lehrgang mit einem offiziellen Nachweis.

Erste-Hilfe-Set-Outdoor: Was gehört in den Rucksack?

Ein wichtiger Bestandteil der Kurse ist, was alles in das Erste-Hilfe-Set Outdoor gehört. Sofern Sie schon ein Erste-Hilfe-Set zum Wandern besitzen, sollten Sie es regelmäßig auf Vollständigkeit und Ablaufdatum überprüfen.

Ein gut ausgestattetes Paket enthält:

  • Verbandschere
  • Pinzette zum Entfernen von kleinen Steinen und Splittern  
  • Rettungsdecke als Schutz vor Unterkühlung
  • Pflaster (zum Abschneiden) für kleine und größere Schürf- und Schnittwunden. Auch Blasenpflaster sind oft praktische Helferlein, wenn der Lederstiefel oder Wanderschuh drückt.
  • Einmalhandschuhe
  • Mullbinden und Kompressen zum Abdecken von Wunden
  • Dreieckstücher zum Ruhigstellen von Gelenken bei Brüchen
  • Desinfektionsmittel für eine Minimierung der Infektionsgefahr

Weitere praktische Zusatz-Verbände im Erste-Hilfe-Set zum Wandern:

  • Wundnahtstreifen zum Zusammenkleben von klaffenden Wunden
  • Sporttapes zum schnellen Fixieren von Verbänden und Wundauflagen  

Tipp: Die Sporttapes sind auch bestens geeignet, um kaputte Ausrüstung wie etwa einen abgebrochenen Wanderstock zu reparieren.

  • SAM-Splint-Schiene: verformbare Schiene mit Polsterung zum Schienen von Brüchen jeder Art.

Erste Hilfe Outdoor: Knochenbrüche, Blutungen, Bewusstlosigkeit, Schmerzen

Schroffe Felsen, abschüssiges Gelände, große Höhen: Ein falscher Schritt kann zu einem lebensbedrohlichen Notfall führen. Wandern und Bergsteigen, Klettern, Mountainbiken, Canyoning oder Paddeln zählen zu den Outdoorbeschäftigungen, die bei einer kleinen Unachtsamkeit große Folgen haben können.

Zu den häufigsten Outdoor-Verletzungen zählen Wunden: Abschürfungen bei Stürzen, kleine Schnittverletzungen durch kratziges Geäst oder beim Hantieren mit dem Jagd- oder Taschenmesser. Für kleine Blessuren reicht meist ein Pflaster aus dem Verbandskasten. Doch wie handeln Sie bei schweren Verletzungen oder lebensbedrohlichen Situationen richtig?

Schneller Überblick über häufige Verletzungen/Notfälle im Freien:

Knochenbrüche

Wird ein Knochenbruch vermutet, gilt es den gebrochenen Körperteil bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu stabilisieren. Bei Armbrüchen hilft das Dreieckstuch aus dem Erste-Hilfe-Paket oder alternativ ein Teil Ihrer Outdoorbekleidung wie etwa ein Shirt. Arm in die Schlaufe legen und Tuch am Hals fixieren. Hat der Verletzte einen Beinbruch erlitten und muss transportiert werden, sollte das verletzte Bein zum Stabilisieren an das gesunde Bein gebunden werden. Ist jedoch nicht bekannt, was genau passiert ist, gilt: den Verletzten nicht bewegen - außer es droht weitere Gefahr.

Bewusstlosigkeit

Reagiert die reglose Person nicht auf Ansprechen und vorsichtiges Schütteln, müssen Sie die Atmung prüfen: sehen, hören, fühlen. Ist diese vorhanden, sollten Sie das Opfer in die stabile Seitenlage bringen und die Atmung regelmäßig kontrollieren. Ist keine Atmung vorhanden, müssen Sie nach Absetzen des Notrufs sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.

Starke Blutungen

Oberste Priorität: Blutung stoppen. Halten Sie den betroffenen Körperteil nach oben und legen Sie rasch einen Druckverband an: Sterile Wundkompresse auflegen, Mullbinde zwei- bis dreimal herumwickeln, Druckpolster auflegen und restliche Mullbinde so eng wie möglich um die Wunde ziehen. Blutet es durch, einfach einen zweiten Druckverband direkt darüber anlegen. Haben Sie kein Notfallset dabei, können Sie auf ein möglichst sauberes Stück Stoff zurückgreifen (z. B. Halstuch, T-Shirt) und als Druckpolster eine Packung Taschentücher verwenden.

Herzinfarkt

Klagt jemand über Schmerzen und ein Engegefühl in der Brust, mit Ausstrahlung in den linken Arm, heißt es rasch handeln: Es könnte sich um einen Herzinfarkt handeln. Reden Sie dem Betroffenen gut zu und motivieren Sie ihn zum ruhigen Atmen. Oberkörper hochlagern (z. B. an einen Baum anlehnen, ansonsten selber dahinter setzen), zudecken und auf das Eintreffen der Rettungskräfte warten.

Was tun, wenn das Handy streikt?


Das Mobiltelefon liegt zu Hause oder Sie haben keinen Empfang? Sind Sie mit einem Schwerverletzten alleine oder selber in Bergnot geraten, sollten Sie das alpine Notsignal kennen: Machen Sie 6 Mal innerhalb einer Minute akustisch (Pfeifen, Rufen) oder mit einem sichtbaren Zeichen (Taschenlampe, Spiegel, Softshelljacke schwenken) auf sich aufmerksam.

Nach einer Minute Pause wiederholen Sie die Signale. Werden diese erkannt, antworten die Retter innerhalb von einer Minute 3 Mal mit sichtbaren oder akustischen Zeichen. Führen Sie das Alpine Notsignal dennoch so lange fort, bis die Retter bei Ihnen eingetroffen sind.