Der Waldkauz (Strix aluco) - Vogel des Jahres 2017

Der Waldkauz - Wichtige Daten in der Übersicht

Bevor wir Ihnen die Merkmale des Vogels des Jahres 2017 im Einzelnen detaillierter vorstellen, sehen Sie anhand der folgenden Tabelle alle wichtigen Informationen, um sich einen schnellen Überblick zu verschaffen:

Erscheinungsbild

  • 40-42 cm Länge
  • 400-600 g Gewicht weißbraunes / rotbraunes Gefieder
  • kompakter Körperbau
  • runde „Knopfaugen“
  • heller Gesichtsschleier
  • stark gekrümmter Schnabel

Laute

  • Balzgesang
  • Kontaktruf

Balzzeit

  • Herbst

Brut

  • Februar-März

Brutzeit

  • pro Ei 28-29 Tage

Verbreitung

  • fast in ganz Europa
  • Westsibirien
  • Atlasgebirge in Nordafrika
  • Teile der Türkei
  • Iran

Lebensraum

  • optimalerweise: 25 - 30 Hektar große Flächen mit altem Baumbestand

Bestände (in Deutschland)

  • 43.000 bis 75.000 Brutpaare

Nahrung

  • Nager und Kleinsäuger
  • andere Vögel

Verwandtschaft – eine Eule unter vielen

Der Waldkauz gehört der Familie der Eulen an und folgt direkt hinter dem Uhu und dem Habichtskauz im Größenvergleich unter seinen Vettern. Im Vergleich zum Waldkauz ist der Steinkauz nur in wenigen Regionen Deutschlands ansässig. Und auch die größte Eule der Welt, der Uhu, gilt in Deutschland fast als ausgestorben. Ebenso sind auch andere Verwandte, wie die Sumpfohreule oder der Habichtskauz, in Deutschland selten vertreten. Der Waldkauz hingegen ist weit verbreitet und bewohnt fast alle Regionen Deutschlands – bis auf die Küstengebiete der Nord- und Ostsee.

Erscheinungsbild und Laute

Der Waldkauz besitzt ein weißbraunes oder auch rotbraunes Gefieder (Farbmorphe), welches dem Aussehen von Baumrinde sehr nahe kommt, sodass sich der Vogel in unseren Wäldern gut tarnen kann.

Charakteristisch für den Eulenvogel sind

  • sein großer Kopf
  • seine großen „Knopfaugen“
  • sein heller Gesichtsschleier
  • sein stark gekrümmter (gelblicher) Schnabel und
  • sein gedrungener Torso

Der Waldkauz besitzt ein sehr dichtes Federpolster auf der Oberseite seiner Flügel, welches die Luftströme beim Fliegen verwirbelt und es ihm ermöglicht sich quasi lautlos durch die Lüfte zu bewegen. Die Vögel werden circa 40 – 42 cm groß und wiegen zwischen 400 und 600 Gramm. Wie so oft im Tierreich werden die Weibchen dieser Art etwas größer als die Männchen und wiegen etwa ein Viertel mehr als die männlichen Vertreter. Der typische Ruf der Vögel ist hauptsächlich zu hören, wenn diese balzen oder ihre Reviere markieren. Dies passiert meist im Herbst, bis spät in den Winter hinein. Die Balzrufe des Waldkauzes werden meist von den Männchen ausgestoßen, aber auch die Weibchen beherrschen diesen, wenn auch in einer etwas höheren Tonlage.

Balz, Brut & Junge – der Lebenszyklus eines Waldkauzes

Das Waldkauzmännchen versucht während der Balzzeit (ab Herbst) ein Weibchen für sich zu begeistern, indem er es erst mit seinen Rufen lockt und ihr dann eine geeignete Bruthöhle zeigt. Um sein Weibchen endgültig zu überzeugen, vollführt er teilweise auch noch eine Balzjagd, deren Beute dem Weibchen vorgelegt weg. Ist das Weibchen überzeugt worden, so hält eine solche Beziehung meistens ein Leben lang. Ein Waldkauz kann bis zu 19 Jahre alt werden. Nach erfolgreicher Balz brüten die Käuze einmal im Jahr, meist im Februar oder März, abhängig von der Witterung und dem Nahrungsangebot. Sollte nicht ausreichend Nahrung vorhanden sein, so wird das Brüten ausgelassen.Das Brüten übernimmt das Weibchen allein, das Männchen stößt nur in den Brutpausen oder um Nahrung zu übergeben, dazu. Der Waldkauz verteidigt seine Brut und sein Revier sehr stark. So kann es auch dazu kommen, dass er ohne Vorwarnung unbemerkt von hinten angreift.

Während der Brut bleibt die Mutter ununterbrochen auf dem Gelege. Die Brutzeit beträgt pro Ei circa 28 bis 29 Tage. Die Entwicklung der Jungen nach dem Schlüpfen geht sehr schnell vonstatten. So können die Kleinen schon am sechsten Tag stehen und sind im ersten Jahr bereits geschlechtsreif. Die noch flugunfähigen Jungen verlassen nach circa einem Monat das Nest und setzen sich auf Äste in der Nähe ihrer Bruthöhle (meist am selben Baum). Die Jungen werden dann Ästlinge genannt. Nach weiteren zwei bis drei Wochen lernen sie zu fliegen, werden aber bis sie drei Monate alt sind noch von ihren Eltern behütet. Erst zu Beginn der alljährlichen Balz im Herbst werden die Jungen von ihren Eltern vertrieben und müssen sich ein eigenes Revier suchen. Ungefähr 50% der Jungen überleben das erste Jahr.

Lebensraum – Wo der Vogel des Jahres 2017 lebt

Bis auf Irland, Nordskandinavien und Europäisch Russland ist der Waldkauz in ganz Europa und darüber hinaus vertreten. Je nach Breitengrad können sich die Rufe der Eulenvögel unterscheiden. Im Atlasgebirge zum Beispiel werden die Silben im Balzruf anders betont, während der Waldkauz im Kaukasus eine tiefere Stimme besitzt. Er bildet seine Reviere auf circa 25 - 30 Hektar großen Flächen mit altem Baumbestand und vielen Bäumen als Ansitzwarten. Alternativen zu den bevorzugten alten sind zum Beispiel Brutkästen, Scheunen und andere mögliche Niststätten. So ist der Waldkauz auch in Parkanlagen in unseren Städten und Dörfern vertreten. Laut NABU gilt allerdings ein Lebensraum mit

  • 40 - 80 Prozent Waldanteil
  • Lichtungen
  • Waldrändern und
  • angrenzenden Feldern

als ideal. Auch bevorzugt der Waldkauz aufgrund des besseren Nahrungsangebotes Laubwälder. Der Vogel des Jahres 2017 ist ein Standvogel, das bedeutet er bleibt das gesamte Jahr über in seinem Revier. Generell ist der Vogel sehr standorttreu. Den Untersuchungen zufolge bleiben circa 80-90 Prozent der beringten Waldkauzpaare ihr gesamtes Leben lang im selben Revier. Auch 90 Prozent der Jungen sollen sich nicht weiter als 50 Kilometer von ihrem Geburtsort entfernen.

Bestände – wie viele Waldkäuze leben in Deutschland?

Die Bestände des Waldkauzes werden erst seit 1988 datiert. Von 1988 bis 1997 ist ein starker Bestandsverlust erkennbar gewesen, allerdings ist dieser seitdem wieder stabil. Weltweit wird der Waldkauzbestand zwischen 700.000 und 1,2 Mio. Brutpaare geschätzt. Der Europäische Anteil der Brutpaare liegt zwischen 30.000 und 940.000 Brutpaaren. Laut Brutvogelatlas (ADEBAR) leben davon in Deutschland zwischen 43.000 bis 75.000 Brutpaare.

Nahrung und Jagd – davon ernähren sich die Vögel

Der Waldkauz hat sich bei der Jagd auf Nager und Kleinsäuger wie

  • Mäuse
  • Ratten
  • junge Hasen und
  • Maulwürfe

spezialisiert. Sollte allerdings nicht genügend Nahrung am Boden zu finden sein, so macht der Eulenvogel auch keinen Halt vor anderen Vögeln, gar kleineren Eulen. Der nachtaktive Jäger kann sich fast lautlos durch die Luft bewegen, auch seine großen Knopfaugen können jeden Lichteinfall auf die Iris des Waldkauzes perfekt regulieren und so für beste Sichtverhältnisse sorgen.

Doch auch bei absoluter Dunkelheit kann der Kauz trumpfen: Die typische Trichterform, der Eulenschleier verstärkt die von potenzieller Beute verursachten Geräusche und leitet diese durch das Gefieder weiter in die asymmetrisch angeordneten Ohren der Eule. Durch die Asymmetrie der Ohren nimmt das Tier die Geräusche leicht versetzt wahr und kann dadurch sehr genau orten, woher die eingehenden Geräusche kommen. Durch diese Fähigkeit kann der Waldkauz allein mit Hilfe seines Gehörs Tiere finden und erbeuten. Wenn Sie sich näher mit dem Vogel des Jahres 2017 und seinen Artgenossen beschäftigen möchten, werfen Sie doch einmal einen Blick in unser Buch Vögel des Waldes. Mit dem Waldgeräusche-Spiel können Sie darüber hinaus die verschiedenen Klänge des Waldes spielerisch erlernen.