Wissenswertes über Stahlwindenseile

Welche Bauarten des Stahl-Windenseils gibt es?

Die unterschiedlichen Macharten von Windenseilen bestimmen maßgeblich ihre Handhabungseigenschaften. Neben den „normalen“ Stahlwindenseilen sind auch verdichtete Varianten erhältlich. Der schematische Aufbau solcher Seile ist rechts dargestellt. In einem Spezial-Rotationshammerverfahren werden die Seile so verdichtet, dass die runden Drähte des Seiles eine glatte fast kreisrunde Oberfläche ergeben. Ein hoher Kohlenstoffanteil, starke Außendrähte und die Verdichtung ergeben höhere Bruchlasten. Somit ist es möglich, dünnere Seile einzusetzen und gleichzeitig die Sicherheit voll zu erhalten. Die Seile sind von innen gefettet. Durch die Bewegung bei der Arbeit wird das Seil quasi automatisch nachgefettet. Hierdurch bildet sich eine schützende Gleitbeschichtung. Durch die glatte Oberfläche ergibt sich ein sehr flexibles und geschmeidiges Seil mit sehr gutem Wickelverhalten, selbst auf kleinen Seiltrommeln (z. B. 3-Punkt-Anbauwinden).

Es gibt alternativ zu den oben genannten Macharten auch Drahtseile mit Fasereinlage. Diese Machart verfügt im Seilinneren über eine Seele aus Stahl oder gelegentlich auch Naturfaser. Letztere entsprechen nicht mehr dem neuesten Stand der Technik, doch konnten Stahlseile in früheren Zeiten nur mit einer solchen Einlage gefertigt werden. Gegenüber anderen Seilen ergibt sich bei gleichem Durchmesser allerdings eine deutlich reduzierte Bruchlast.<

Geschichtlich gesehen sind Seile mit Stahleinlage der Nachfolger von Seilen aus reinen Naturfasern, etwa Hanf. Über mehrere Zwischenstufen wurde schließlich der heutige technische Stand entwickelt, das hochverdichtete Windenseil mit Stahlseileinlage. Mit ihm konnten zahlreiche Nachteile von Naturfaserseilen, wie die geringe Bruchlast, Witterungsempfindlichkeit und die großen benötigten Durchmesser, beseitigt werden.

Welches Seil für welche Anwendung?

Im professionellen Seilwindeneinsatz empfehlen wir verdichtete Stahlwindenseile mit einer Stahlseileinlage IWRC in blanker, gefetteter Ausführung. Unsere verdichteten Windenseile von Nordforest lassen wir in Deutschland verdichten. Sie haben sich seit vielen Jahren im forstlichen Einsatz bewährt und auch den KWF-Test durchlaufen. Somit ergeben sich für Sie folgende Vorteile:

  • erhöhte Bruchkraft bei gleichem Seildurchmesser
  • abriebfest und verschleißarm durch schützend-starke Außendrähte
  • geringerer Reibungswiderstand durch glattere Oberfläche nach dem Verdichten
  • deutlich leichteres Ausziehen und verbessertes Aufspulen durch die glatte Oberfläche
  • geschmeidig und gut zu handhaben
  • Einsatz von dünneren Seilen möglich, die Sicherheit bleibt voll erhalten
  • größere Seillängenaufnahme auf der Winde möglich

In verzinkter Ausführung, wie sie gelegentlich für den Einsatz in Wasserschutzgebieten gefordert wird, sind verdichtete Windenseile ebenfalls erhältlich. Sie sind auch auf Pkw-Winden hervorragend einsetzbar, da sie nicht rosten. Die oben beschriebenen Eigenschaften bleiben unverändert.

Im semi-professionellen Seilwindeneinsatz kommen auch Litzenseile mit einer Stahleinlage WC, zum Einsatz. Sie verfügen über folgende Eigenschaften:

  • abriebfest und verschleißarm durch schützend-starke Außendrähte
  • relativ biegsam
  • günstiger Anschaffungspreis

Für den Einsatz auf Handseilwinden sowie für allgemeine Anwendungen empfehlen sich Drahtseile mit Fasereinlage. Diese verfügen über folgende Eigenschaften:

  • relativ weiche, etwas leichtere Seile
  • geschmeidig und gut zu handhaben
  • auch in geringeren Durchmessern erhältlich

Was bedeutet die Bezeichnung 6 x 26 bei einem Drahtseil?

Windenseile aus Draht bestehen aus vielen Einzeldrähten, die zu einer Litze verseilt („geschlagen“) werden. Mehrere Litzen zusammen ergeben ein Seil. Die Bezeichnung 6 x 26 bedeutet, dass das Seil aus 6 Litzen mit jeweils 26 einzelnen Drähten besteht, insgesamt also 156. Gängige Bauformen für den Bodenzug in der Forstwirtschaft sind neben 6 x 26 auch 6 x 19 und 6 x 36. Als Faustregel gilt, dass Seile mit einer geringen Zahl an Einzeldrähten bei gleichem Durchmesser deutlich steifer und unflexibler sind. In der Praxis sind Drahtseile 6 x 19 (Aufbau eines unverdichteten Seils siehe Bild rechts) daher immer seltener anzutreffen. Die Bauform 6 x 36 ist hingegen besonders flexibel, dafür aber auch etwas weniger robust. Als guter Kompromiss für den Holzrücke-Einsatz empfehlen wir daher 6 x 26.

Pflege und Ablegereife

Im forstlichen Einsatz unterliegen auch Stahlseile einem gewissen Verschleiß. Durch die wechselnden Belastungen, vor allem beim Umlenken des Seils, durch Verschmutzung und Reibung kommt es irgendwann zum Bruch einzelner Drähte. Dieser Vorgang ist normal und selbst bei bester Pflege des Seils nicht völlig zu vermeiden. Bei aller Robustheit gibt es deshalb auch bei Stahlwindenseilen Ablegekriterien. Maßgeblich sind die Anzahl Drahtbrüche auf eine vorgegebene Länge. Der Verschleiß ist jedoch in aller Regel nicht auf der gesamten Seillänge einheitlich. Die ersten 10 bis 15 Meter auf der Seilrolle sind typischerweise dem höchsten Verschleiß ausgesetzt. Dieser Abschnitt des Seils muss an Chokerhaken, Seilgleitbügeln und dergleichen deutlich engeren Radien folgen als der Rest des Seils. Erstes Alarmzeichen für beginnenden Verschleiß sind die sogenannten Fleischhaken, also abstehende Drahtbrüche auf der Außenseite des Seils.

Zur Pflege des Seils ist es empfehlenswert, in regelmäßigen Abständen ein Seilpflegespray einzusetzen. Mit dem Spray sollte das zuvor gereinigte Seil dünn eingesprüht werden. Diese Art der Seilpflege ist vor allem am Ende der Saison ratsam, damit das Seil seine Flexibilität behält und im nächsten Jahr sofort einsatzbereit ist.

Die Lebensdauer eines Windenseils lässt sich aber auch im täglichen Einsatz verlängern. Achten Sie darauf, das Seil nicht quer zur Schlagrichtung zu belasten. Das Führen über scharfe Kanten oder Umlenken um Baumstubben ist generell zu vermeiden. Beim Abwickeln und Abrollen dürfen Seile nicht verunreinigt oder verdreht werden. Stattdessen gerade ausrollen bzw. abwickeln. Hierbei darf keine Gegenbiegung entstehen. Keinesfalls dürfen die Seile seitlich von Haspel oder Ring abgezogen werden.

Ein weiterer Faktor, der sehr zur Seilschonung beiträgt, ist die Auswahl der passenden Umlenkrollen. Der Rollendurchmesser sollte mindestens das 10- bis 20-fache des Seildurchmessers betragen. Je größer die Rolle, desto schonender kann das Seil darüber hinweglaufen. Dieser Aspekt gilt im Übrigen auch für Seile aus Kunststoff wie beispielsweise Dynaforce.

Arbeitssicherheit und typische Gefahren bei der Arbeit mit Stahl-Windenseilen

Stahlwindenseile, auch Drahtseile genannt, sind in der Forstwirtschaft ein unverzichtbares Hilfsmittel zum Holzrücken. Einmal angeschafft verrichten sie bei fachgerechtem Einsatz meist viele Jahre ihren Dienst. Dennoch bringt die Arbeit mit Seilwinden im Allgemeinen und Stahlwindenseilen im Besonderen Gefahren mit sich, die sich jeder Anwender stets bewusst sein muss. Die größte Gefahr besteht sicherlich im Auftreten eines Seilrisses, da hierbei Teile des Seiles und der Rückeausrüstung schlagartig in Richtung des Bedienpersonals geschleudert werden können. Die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände zum Seil, den Umlenkrollen und zur Winde sind daher unbedingt einzuhalten.

Die für den Bodenzug maßgebliche Norm, die DIN 30754, enthält weitere Angaben zur fachgerechten Anwendung von Anschlagmitteln im Bodenzug. An dieser Stelle sei auf die FTF-Klassen hingewiesen, die ein problemloses Zusammenstellen der Ausrüstung erleichtern sollen. Bei gewerblicher Nutzung ist ein Prüfbuch für Anschlagmittel erforderlich.

Auch von minderwertigen Produkten im Markt geht eine große Gefahr aus. Ungeprüfte Drahtseile, solche mit zu geringem Kohlenstoffgehalt, schlecht gearbeiteten Seilabschlüssen oder anderen Fabrikationsfehlern führen häufig zu schweren Unfällen.

Welche Endverbindungen gibt es?

Die gängigste Endverbindung ist für forstlich genutzte Windenseile die Schlaufenpressung. Wer das sogenannte flämische Auge beherrscht, kann mit dieser Technik auch selbst Stahlseile verpressen. Dies ist mit einer geeigneten Presse sogar im Wald möglich. Eine weitere gängige Endverbindung ist die Kauschenpressung. Auch diese lässt sich mit dem flämischen Auge herstellen. Die früher gelegentlich praktizierte Sicherung mit Drahtseilklemmen allein ist nicht mehr zulässig.

Beim Abtrennen des Seils sollten auf beiden Seiten der Schnittmarkierungen Sicherungsabbindungen angebracht werden. Bei Litzenseilen sollte die Länge jeder Abbindung mindestens dem zweifachen Seildurchmesser entsprechen. Seile vorzugsweise mit einer Trennschleifscheibe oder, bei kleinem Durchmesser, mit Drahtseilscheren abtrennen. Beim Arbeiten mit einer Trennscheibe (Schutzbrille!) ist eine angemessene Raumbelüftung sicherzustellen. Anschließend müssen die Seilenden ordnungsgemäß gesichert werden (siehe oben). Beim Einziehen in den Seiltrieb sowie beim Umwickeln auf eine Seiltrommel darf das Seil weder auf- noch zugedreht werden.