Der Lebenszyklus von Holz

Den Lebenszyklus von Holz kann man sich grundsätzlich in mehreren Produktleben bzw. Kaskaden in einer Abwärtsbewegung vorstellen. Holz „fließt“ in seinen unterschiedlichen Verwendungsformen wie Wasser in einem Fluss in Richtung Tal. Dabei kann es wie Wasser auch Umwege nehmen oder direkt in das Tal stürzen. Das „Tal“, in das der Fluss mündet, bezeichnet die energetische Holzverwendung. Sie ist die Endstation und setzt die noch vorhandene Energie frei, wenn andere Nutzungen nicht mehr möglich sind.

Der Ursprung jeden Holzproduktes ist überall derselbe: Das Holz stammt aus dem Wald oder von einem anderen Ort, wo der zur Weiterverarbeitung vorgesehene Baum gewachsen ist. Sobald der Baum im Zuge der Holzernte gefällt und aufgearbeitet wurde (d. h. der Hauptstamm ist auf eine gewisse Länge gekappt und von Ästen befreit), wird das Produkt als Rundholz bezeichnet. Dieses kann man zu jedem denkbaren Holzprodukt weiterverarbeiten. Holz, das nicht für die Verwendung als Rundholz geeignet ist, wird an dieser Stelle direkt der energetischen Nutzung zugeführt – es durchläuft keine Zwischenstopps, sondern landet direkt am Ende der Verwertungskette.

Die vier Leben des Holzes

Der klassische Weg von Rundholz führt in das Sägewerk (Produktleben 1). Alternativ kann Rundholz aber auch direkt in spätere Produktleben einsteigen und die vorigen überspringen. Jedoch führt dann auch kein Weg zurück die Kaskaden hinauf. Im Sägewerk wird das Rundholz in Vollholzprodukte umgewandelt. Alternativ können an dieser Stelle auch Furnierprodukte (millimeterdünne Holzblätter) genannt werden.

Rundholz und Vollholz/Furnier haben gemeinsam, dass es sich jeweils um 100 % Holz ohne jeglichen Zusatz handelt. Im folgenden Produktleben sieht dies bereits anders aus: Hier wird Holz das erste Mal mit anderen Bestandteilen gemischt. Dabei werden die einzelnen Holzbestandteile mit fortschreitender Verarbeitung immer etwas kleiner; mit jedem Produktleben weist das Holz einen höheren Verarbeitungsgrad auf. So folgen also die spanbasierten Holzprodukte (Produktleben 2) wie zum Beispiel Faserplatten. Anschließendes Produktleben 3 bilden faserbasierte Produkte wie zum Beispiel Papier, aus deren Bestandteilen immer noch chemische Produkte (Produktleben 4) hergestellt werden können. Hiernach mündet das gesamte Produktleben in der Verbrennung. Holz kann in jedem Produktleben zusätzlich recycelt werden und so länger in einem Produktleben verbleiben. Eine Spanplatte kann somit so lange zu neuen Spanplatten verarbeitet werden, bis die Späne zu klein werden und nur noch faserbasierte Produkte hergestellt werden können. Am Ende fast jeden Holzproduktes steht dann die energetische Nutzung. Hierbei wird dem übrigen Produkt verbleibende Energie in Form von Wärme entzogen.
In jedem Produktleben könnte Holz also direkt der energetischen Nutzung zugeführt werden, doch aus ökologischer und ökonomischer Sicht ist die Nutzung in Kaskaden deutlich sinnvoller. Zum einen wird die finanzielle Wertschöpfungskette durch mehrere Kaskaden hinweg aufrechterhalten und maximal ausgeschöpft. Weiterhin gilt: Je länger Holz vor seiner Verbrennung verwendet wird, desto länger ist das in ihm gebundene CO2 fixiert. Diese Erkenntnis ist besonders wichtig. Aus ökologischen Gesichtspunkten sollte Holz so lange wie möglich eine Funktion haben, bevor es verbrannt wird.