Ausbildung erweitern/festigen und Jugendprüfung zum brauchbaren Jagdhund

1. Gehorsam

Eine Daueraufgabe. Heidi kann es – aber sie muss auch immer wieder daran erinnert werden. Zum alltäglichen Programm gehörten die folgenden Befehle und Übungen:

  • Sitz
  • Platz bzw. Ablegen
  • Down
  • Bleib
  • Leinenführigkeit

Ab Tag 1 arbeiten wir mit einer Hundepfeife. Es gibt dafür verschiedenste Pfeifen, Klicker und weiteres. Da sollte jeder für sich selbst entscheiden, welche Variante er bevorzugt. Ich nutze eine Büffelhornpfeife – für den Doppelpfiff zum Heranholen oder mit dem Triller fürs „Down“. Down bedeutet: Der Hund legt sich sofort hin und steckt den Kopf zwischen die Vorderläufe. Heidi darf dann erst aus dieser Stellung kommen, wenn ich sie über „Sitz“ wieder auflöse. Erst dann wird auch gelobt.

Es hört sich streng an, aber: Das ist für mich die letzte Möglichkeit, den Hund zu stoppen und z. B. vor Gefahr zu schützen oder um ihn von einem Wildtier abzurufen. Denn viele kennen das: Man geht spazieren oder macht seine Revierrunde. Und dann steht direkt vor einem ein Wildtier. Der Hund folgt da seinem Instinkt und rennt hinterher. Genau in so einem Moment finde ich es super, dieses „Mittel“ zu haben, zum Hund noch rechtzeitig durchzudringen und ihn mit dem Triller zu stoppen. Rufen und Brüllen bringt nämlich leider gar nichts. Aber wenn der Hund den Triller einmal verinnerlicht hat, wird er sich selbst im vollen Sprint direkt auf den Boden werfen – total super. 

2. Apport

Mit dem Apportieren haben wir spielerisch angefangen – ich habe einen Ball geworfen und mich gefreut und Heidi gelobt, wenn sie schwanzwedelnd damit zu mir zurückkam. Das Prozedere machen wir immer mal wieder, aber pausieren auch mal ein paar Tage, damit sie den Spaß daran nicht verliert. Zum Thema Apport haben wir anschließend ein Seminar besucht, was uns auch sehr geholfen hat. So haben wir dann begonnen, dies nicht mehr rein spielerisch zu machen, sondern systematisch.

Angefangen haben wir so: Ich habe mich auf einen Stuhl gesetzt, Heidi neben mir, und ein zusammengedrehtes Geschirrhandtuch genommen, welches ich ihr hingehalten habe. Mit dem Kommando „Apport“ legte ich es ihr in den Fang. Ich ließ sie es halten, um sie anschließend zu loben und über den Kopf zu streicheln. Mit dem Kommando „Aus“ ließ Heidi das Tuch dann los. Wiederholungen, Wiederholungen, Ruhe, Loben, vielleicht auch mal (gezielt) mit Leckerlies arbeiten. Und überhaupt: Lob immer und davon viel.

Als Heidi verstanden hatte, dass sie das Apportel beim Kommando „Apport“ in den Fang nehmen sollte, ging es weiter mit auf den Boden legen. Dann erweitert mit Abständen, mit unterschiedlichen Materialien und Gewichten, nach und nach und einen Schritt nach dem anderen und dies über Wochen verteilt.

3. Leinenführigkeit, ablegen und bleiben

Bei jedem Spaziergang versuche ich, die Leinenführigkeit, das Ablegen und das Bleiben einzubauen. Erst gibt es eine lockere Phase, in der sie sich lösen und schnüffeln kann. Dann baue ich die Konzentrationsphase ein: Konzentriertes bei Fuß-Gehen mit und ohne Leine, stehen bleiben, Hund setzt sich. Wieder loslaufen, der Hund läuft auch weiter. Im Lauf ablegen und weitergehen – Heidi soll liegenbleiben und dies auch aushalten. Am Anfang auf Sicht und mit kurzen Abständen, dann nach und nach erweitern. Mittlerweile muss Heidi liegenbleiben, auch wenn sie mich nicht mehr sehen kann. Sie muss so lange abwarten, bis ich sie wieder abhole oder sie mit Rufen oder einem Doppelpfiff kommen lasse.

Heidi ist dabei sehr einfühlsam, achtet auf mich, auf meine Gestik, meine Mimik. Sie hat sozusagen viel „will to please“ – aus dem Englischen für etwa "Wille/Bereitschaft/Bedürfnis zu gefallen“. Diese Hunde legen großen Wert darauf, mit ihrem Menschen zusammenzuarbeiten oder bei ihm zu sein.

Heidi fällt das Liegenbleiben, und dass sie mich anschließend nicht mehr sehen kann, sehr schwer. Aber auch das muss sie lernen. Und mit viel Geduld und Übung kommen wir der Sache schon näher.

4. Schweißarbeit

Schweißarbeit ist Fleißarbeit. Anfangs schleppte Heidi Futter oder Pansen, dann steigerten wir den Schwierigkeitsgrad. Mittlerweile üben wir mit gespritztem Rinderschweiß, an dessen Fährtenende eine Belohnung auf Heidi wartet. Übung macht den Meister! Also üben, üben, üben – die Nase muss trainiert werden, der Hund muss den Sinn des Ganzen verstehen und das Ende der Leine muss lernen, den Hund zu verstehen.

5. Jugendprüfung/Anlagenprüfung

Unsere Jugendprüfung konnte glücklicherweise wie geplant stattfinden. Ich hatte Heidi und mich für Mitte April in Niedersachsen angemeldet. Ich kann dabei jedem empfehlen, nach Möglichkeit den Ablauf vorab mit dem Hund schon einmal durchzuspielen – gerade Erstlingsführer. Prüfungen sind immer etwas Besonderes. Auch der Hund merkt das und verhält sich womöglich an so einem Tag anders als gewohnt. Je mehr Ruhe man ausstrahlt und diese Ruhe auch in unvorhersehbaren Situationen bewahrt, umso besser für den Hund.

Das mussten Heidi und ich an dem Prüfungstag zeigen

  • Verhalten beim Schuss – bei Ansage der Richter wird mit der Schrotflinte in die Luft geschossen, um zu schauen, wie der Hund sich dabei verhält. Idealerweise sollte er dabei keine Schussscheu haben – das heißt, keine (ängstliche) Reaktion zeigen. Ein zweiter Schuss wird auf Ansage gemacht.
  • Stöbern – der Hund soll die Dickung (das ist ein heranwachsendes Dickicht) annehmen und systematisch durchstöbern.
  • Wasserfreudigkeit – auf Kommando soll der Hund zum Wasser laufen und schwimmen.
  • Hasenspur – Spurwille, Spurlaut, Spursicherheit, allgemein der Einsatz der Nase.
  • Formwert – die optische Beurteilung des Hundes, bei der auf ein gesundes Erscheinungsbild Wert gelegt wird.

Unsere Jugendprüfung ist im Großen und Ganzen super gelaufen.

Beim Schuss zeigte Heidi keinerlei Schussscheu. Das Gewässer hatte sie sofort angenommen und ist losgeschwommen. Beim Stöbern hatte ich sie an der Dickung angesetzt und voran geschickt, sie hat diese sofort angenommen und durchsucht. Sie kam dann nach Ablauf der Zeit nicht sofort wieder, aber nach ein paar Minuten des Wartens lief sie dann doch zurück.

Und die Hasenspur … Ja, das hatten wir vorher mehrfach geübt. Das Laut geben ist zwar angewölft (angeboren), nur Heidi scheint da ein kleiner „Spätzünder“ zu sein. Diesen Instinkt musste ich bei ihr erst einmal wecken und fördern.

Da waren wir nun also in Krummendeich und suchten die Hasen. Wer sich dort auskennt, weiß, dass es dort noch gute Hasenbesätze
gibt. Das Problem an diesem Tag war nur, dass die Hasen nicht fest in der Sasse lagen, sondern auf dem Acker wild umherrannten oder schon sehr früh aus der Sasse aufgestanden sind und wir mit der Treiberkette noch sehr weit weg waren. Den ersten Hasen hatte Heidi dann gut gearbeitet. Nur da war es dann wieder: unser Problem mit dem Laut geben auf der Spur. Sie hatte zwar Laut gegeben, nur erst sehr spät nach ein paar hundert Metern und sich dann von anderen Hasenspuren ablenken lassen.

Die Richter wollten dann noch mehr sehen. Da wurde ich nervös und das übertrug sich dann auch gleich auf den Hund. Es war auf einmal wie verhext und wir fanden erstmal keine Hasen. Als wir dann endlich einen zweiten Hasen gefunden hatten, klappte es wieder nicht. Nun war meine Panik groß. In unserer Gruppe gab es zwei Hunde und nachdem der andere Hund so gar keine Hasenspur arbeiten wollte, war mein Gefühlschaos perfekt. Am dritten Hasen bestand die letzte Möglichkeit zu zeigen, dass Heidi es kann. Und ja, sie konnte! Heidi gab sofort Laut, nahm die Hasenspur an und arbeitete diese weit genug, so dass die Richter damit zufrieden waren. Dieser Stein, der mir da vom Herzen fiel, war sicher kilometerweit zu hören.

Zum Schluss beurteilten die Richter schließlich den Formwert. Da schnitt Heidi so ab, wie es sein sollte: Sie hat ein „sg“ (sehr gut) bekommen.

Alles in allem war es ein super schöner, sehr aufregender Tag für uns und wir sind glücklich nach Hause gefahren.

Nach der Prüfung ist vor der Prüfung!

Es geht nun fleißig an die Vorbereitung für die Eignungsprüfung Brauchbarkeit (EPB), die wir im Herbst machen wollen. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und bis dahin euch allen ein kräftiges Waidmannsheil.

Heidi und Carolin